Wie entsteht Motivation im Gehirn? Wie können wir uns besser motivieren?
Als Motivation fasst man alle kognitiven, sozialen und emotionalen Faktoren zusammen, die Verhalten veranlassen oder direkt beeinflussen. Die emotionalen Faktoren sind Gegenstand der Emotionsforschung (s. Emotionen) und soziale Faktoren sind Gegenstand der Sozialpsychologie (s. Empathie). Emotionen bzw. emotionale Erwartung gelten in diesem Zusammenhang als besonders bedeutsam. Für die psychologischen Anwendungsfelder sind das zentrale Thema der Motivationsforschung die Motive, die Personen veranlassen, kognitive Leistungen zu erbringen und dabei auch gewisse Anstrengungen auf sich nehmen (zu Anstrengung vgl. auch Aufmerksamkeit, und Planen). Informationen darüber, wie das Gehirn Anstrengung unterstützt, finden Sie im Kapitel „Entscheiden“.
Leistungsmotive können mit Hilfe von Fragebögen direkt erfragt werden, zum Beispiel wenn jemand studieren will, um später viel Geld zu verdienen. Außerdem wurden mehrere Methoden entwickelt, Leistungsmotive verdeckt zu erheben. Dabei sollen Personen Situationen erklären, die in Texten oder Bildern vorgestellt werden. Je nach den in den Erklärungen verwendeten Zuschreibungen, zum Beispiel dass sich jemand anstrengt oder etwas aus Gewohnheit tut oder um jemandem zu gefallen, kann man auf die individuelle Verfügbarkeit von Motiven schließen.
Unwillkürlich wird gehandelt
Oft erfolgt eine Handlung aus Gründen, die eine Person selbst nicht genau benennen kann. Beispiele dafür sind Reaktionen in suggestiven Filmen (s. Sensomotorik oder auch den Film zum psychoanalytischen Begriff der Abwehr.
Unabhängig von der Art des Verhaltens unterscheidet man motivationale Faktoren in biologische oder erlernte. Biologische Motive können folgenden Bereichen zugeordnet werden: Schutz, Hunger, Durst, Sexualität und Neugierde. Die Erfüllung der genannten Bedürfnisse hat bei Tieren große Bedeutung und hat beim menschlichen Lernen belohnende Wirkung. Gut gelernte Verhaltensweisen haben ebenso motivierenden Charakter wie biologisch geprägte, sodass mitunter die Gewohnheit als zweite Natur bezeichnet wird.
Stress
Stress – im Sinne einer Aktivierung von biologischen Abwehr- oder Fluchtmechanismen – ist Teil vieler Erfahrungen, die von gewohnten Mustern abweichen. In hohenm Masse ist dies ist für traumatische Erfahrungen der Fall. Was ungewöhnlich ist oder gar Entsetzen auslöst, hängt vom individuellen Erfahrungsschatz ab, ist also erlernt (meist auf Grund von Lernen am Erfolg). Ebenso, jedoch auf andere Weise, ist auch die Art des Reagierens auf bestimmte Merkmalsmuster erlernt. Das Lernen einer Aktivierung von Abwehr- oder Fluchtmechanismen erfolgt nach eigenen Gesetzen (in der Regel auf Grund von klassischer Konditionierung) über die Mandelkerne. Eine Löschung ist schwer, eine Prävention ist (bis zu einem gewissen Grad) durch rationales Herangehen möglich.
Motiviert sein, heißt handeln wollen
Im Zusammenhang mit Süchten kann man die zahlreichen Mechanismen erklären, die eine starke Motivation verursachen (s. Kapitel zu Drogen). Dem Suchtverhalten kommt in der Motivationsforschung deshalb eine beispielhafte Rolle zu, weil sich hier am besten die Komplexität von Motiven zeigen lässt. Zunächst zeigt sich, dass es unzweckmäßig ist, für Suchtverhaltensweisen nach speziellen Antrieben zu suchen. Vielmehr spricht man besser von Abhängigkeiten statt von Süchten. Vor allem im Bereich stoffgebundener Abhängigkeiten konnte auf Grund zahlreicher Untersuchungen eine Reihe von Mechanismen gefunden werden, die verschiedene Arten des Konsum-Lernens – hier zum Nachteil eines Konsumenten – ermöglichen oder dieses erleichtern.
Oft geht es ja gerade darum, sich oder andere zu motivieren. Gerade dann bedeutet das aber auch, dass entsprechende Anreize geschaffen und erwünschte Gewohnheiten aufgebaut werden müssen (vgl. Lernen).
Anpassung und Toleranz
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist, dass biologische Funktionen einschließlich des Verhaltens grundsätzlich eine Anpassung an widrige Umweltbedingungen erlauben. Diese Toleranz, die schwierigen Umständen entgegengebracht wird, kann zu physiologischen Anpassungen führen und/oder Lernen ermöglichen. Das gilt für Workaholics ebenso wie bei stoffgebundenen Abhängigkeiten.
Der Körper kann sich zum Beispiel an einen Alkohol- oder Drogengebrauch oder an einen ständigen Blick auf den Bildschirm gewöhnen (tolerant werden). Mangels Ausgleich wird aus dieser vorübergehenden Anpassung eine bleibende Toleranz, die ohne den entsprechenden Reiz nicht mehr auskommt. Das führt oft unbemerkt zu Abhängigkeit und Folgeschäden. Man ist gut beraten, nie einseitig zu werden, denn das Leben hat viel zu bieten.
Neugier
Die Neugier gehört bei einigen Autoren zu den biologischen Motiven (wie Nahrungsaufnahme oder Sexualität). Das gilt zumindest für Tiere, die auf dem Lande leben. Aus Tierbeobachtungen weiß man, dass Jungtiere von sich aus eine Explorationstendenz besitzen. Tiere, die in einer bestimmten Umgebung einen erträglichen Strafreiz erhalten haben, meiden diesen Ort keineswegs sofort, sondern suchen ihn durchaus wieder auf, so als ob sie Erfahrungen über die Wiederholung oder das Ausbleiben dieses Reizes sammeln wollten. Mitunter kann es dadurch zu sogenannten Fixierungen kommen. Dabei werden Strafreize aufgesucht, weil sie unbewusst mit bereichernden Erfahrungen verknüpft werden (z.B. masochistisches Verhalten oder Selbstkasteiungen).
Positive Motivation entsteht durch gute Gewohnheiten
Hinter einer starken Motivation steckt in der Regel kein geheimnisvoller „Trieb“, auch wenn sich diese Sichtweise manchmal aufdrängt. Vielmehr lernen Menschen, auf Anreize in bestimmter Weise zu reagieren und dann entsprechende Gewohnheiten zu entwickeln. Es gibt nichts Besseres als gute Gewohnheiten. Schlechte lassen sich oft kaum „abgewöhnen“, sondern eher durch gute neue verdrängen. Insbesondere Jugendliche, die emotional unausgeglichen und sozial noch wenig gefestigt sind, sprechen auf abhängigkeitserzeugende Lernmechanismen (u.a. auch bei Drogen) besonders stark an. Daher ist hier eine besondere Achtsamkeit notwendig.
Andererseits können Menschen in jedem Lebensabschnitt lernen zu lernen. Insbesondere hilft die Übung mit verschiedenen Situationen, in denen gelernt werden muss, mit Lernsituationen generell gut umzugehen. Auch kleine Schwierigkeiten während des Lernprozesses erhöhen oft den gesamten Lernerfolg. So können ausgeprägte gute Gewohnheiten und starke Motivation entstehen.
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