Drogen

Was ist eine Droge und macht jede Droge süchtig?

Ursprünglich verstand man unter Drogen Pflanzenbestandteile, die man als Heilmittel verwendete. Heute meint man mit Drogen meist Rausch-, Aufputsch- oder Beruhigungsmittel. Jedenfalls handelt es sich um Stoffe, die direkt im Gehirn wirken. Dass man manchmal auch Gaming als Droge bezeichnet, weist darauf hin, dass man im allgemeinen Sprachgebrauch bei Drogen weniger die pharmakologische Wirkung, sondern das Suchtpotential als entscheidendes Kennzeichen ansieht. Man kann auch sagen, die Suchtgefahr macht eine Substanz zu einer Droge.

Wenn man über Drogen spricht, geht es also in erster Linie um das Phänomen, dass für manche Menschen der Konsum bestimmter Substanzen oder die Beschäftigung mit bestimmten Dingen so wichtig ist, dass sie demgegenüber andere bedeutsame Tätigkeiten wie Essen, Trinken oder den Sozialkontakt zurückstellen. In diesem Fall spricht man von substanzgebundener oder nichtstofflicher Abhängigkeit. Als erste Anzeichen beobachtet man oft Konzentrationsmängel im sozialen, schulischen oder beruflichen Alltag.

Wie entsteht Abhängigkeit und warum sind Drogen für manche Menschen so wichtig, dass sie dafür oft viel Geld bezahlen?

Die wichtigsten Motive, etwas zu tun, liefern neben den angeborenen Anlagen unsere Gewohnheiten. Diese wirken wie eine zweite Natur (s. Motivation). Abhängigkeiten entstehen durch unbewusstes Lernen und gelten als Krankheiten.

Die für Abhängigkeiten vor allem verantwortliche Lernform ist das Lernen am Erfolg, wobei die Drogenwirkung im Gehirn wie ein intensiver Erfolg verarbeitet wird. Genauer gesagt, erzeugen manche Informationen im Gehirn umfangreichere Erregungsprozesse. Wenn diese bemerkenswert sind, erreichen sie die sogenannte VTA (Area tegmentalis ventralis) und bewirken, dass der Zustand tatsächlich gemerkt wird. Die VTA ist Teil des „Belohnungszentrums“ und sie ist bei Erfolgserlebnissen und unter Umständen sogar auch bei ästhetischem Empfinden aktiv (s. letztes Video im Kapitel Ästhetik) . Bei hinreichender Drogenwirkung gibt es einen Input für das Gewohnheitslernen. Die dabei beteiligten Nervenbahnen zeigt eine Abbildung im Kapitel Lernen.

Die Frage, ob eine Droge abhängig macht oder nicht, hängt also nicht von der Droge ab, sondern ausschließlich davon, ob eine ausreichende Drogenwirkung vorliegt (s. dazu auch den Abschnitt über Anpassung und Toleranz im Kapitel Motivation). Diese Wirkung muss, wie Tierversuche zeigen, nicht bewusst sein, sondern wird automatisch mit Eigenschaften der Situation verbunden . Sogenannte Genussdrogen wie Tein-haltiger Tee, Kaffee oder Getränke mit geringfügigem Alkoholgehalt haben, wenn überhaupt, oft nur eine verzögerte Wirkung. Drogen, die mit dem Ziel konsumiert werden, um möglichst rasch eine Wirkung zu spüren, haben ein hohes Abhängigkeitspotential. Erfahrungsgemäß entfalten Drogen bei Jugendlichen und emotional wenig gefestigten Personen eine vergleichsweise große Wirkung und besitzen bereits bei geringer Dosis ein hohes Abhängigkeitspotential. Bereits durch eine geringe Abhängigkeit wird die Bereitschaft erhöht, auch unter gewissen Risiken an die Droge zu kommen und unter Umständen andere Drogen auszuprobieren. Ähnlich wie im Straßenverkehr sieht man auch beim Drogenkonsum im eigenen Verhalten oft weniger Risiko wie bei anderen.

Ein weiterer Faktor für die Verfestigung einer Abhängigkeit erfolgt durch das Zusammenhangslernen (Kontingenzlernen, s. Lernen). Dieses wird durch eine leichte Verfügbarkeit einer Droge begünstigt.

Wodurch kann man eine Abhängigkeit rückgängig machen? Stimmt es, dass man sich an Drogen gewöhnen kann, sodass man dann mehr verträgt?

Tatsächlich reagiert der Körper auf Fremdstoffe in der Regel so, dass er Abwehrmechanismen in Gang setzt. Das gilt übrigens auch für viele „normale“ Nahrungsmittel. Nach wiederholtem Konsum hat das bei Drogen zwei fatale Folgen: Erstens wird mehr Substanz benötigt, um eine „Wirkung“ zu erzielen. Zweitens kann plötzlicher Entzug zu einer Deregulierung führen. Man braucht also oft ein anderes Umfeld oder psychologische Unterstützung, um aus der Abhängigkeit zu kommen, und manchmal sogar eine ärztliche Kontrolle beim Entzug.

Sowohl die physiologische Anpassung an bestimmte Anreize wie das im Zusammenhang mit Konsum gelernte Verhalten wirken sich bei Abhängigkeiten nachteilig aus. Es zeigt sich, dass bei stoffgebundener Abhängigkeit die medizinische Entgiftung in der Regel einfacher und in viel kürzerer Zeit erfolgen kann, als ein Umlernen im Verhalten. Vor allem muss im Hinblick auf das Umlernen stets berücksichtigt werden, dass beim Suchtmotiv stets mehrere Arten von Lernformen und Lernerfahrungen beteiligt sind (siehe dazu Lernen), nie nur eine einzige.

Nach einer Hochrechnung entstehen in Deutschland durch Folgeschäden des Alkohol- und Drogenkonsums (nach ICD 10 F10-19) Krankheits- und Sozialkosten beinahe in Höhe der Geldsumme, die beim Kauf im Alkohol- und Drogenhandel umgesetzt wird. Darüber hinaus bleiben nach Entzug häufig auch bei sogenannten „weichen Drogen“ nach längerdauerndem Konsum nachweisbare Defizite bestehen, zum Beispiel in Aufmerksamkeitsleistungen (messbar bei den sogenannten Arbeitsspeicher-Funktionen).

Aus diesen Gründen sollte eine breite Aufklärung über Drogen, über verschiedene Formen von Abhängigkeit und über die Probleme mit dem Aufhören erfolgen.

Merke: Mach ’nen Bogen um die Drogen!

Zurück zum Seitenanfang und zum Menü